Schalksmühle. Ein harter Einstieg im Schalksmühler Rathaus. Es geht um Blutrache, das Ehrgefühl albanischer Familien und die Empfindungen eines jungen Mannes, der dem Gesetz der Blutrache folgen muss, nämlich einen anderen Menschen zu töten. Keine leichte Kost für einen lockeren Nachmittag unter dem Motto „Leser lesen für Leser“. Klaus-Dieter Werthmann schaffte es am Sonntag im Schalksmühler Rathaus, dem Publikum ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie brutal das das mündlich überlieferte alte Gewohnheitsrecht der Albaner auf einer Familie lasten können.
„Puh“, atmete Beate Thebrath nach dem Vortrag erst einmal durch. Gitarrenmusik von Jessica Ehlers bot den Zuhörern die Chance, eigenen Gedanken ein wenig nachzusinnen und sich auf die weiteren Beiträge einzustimmen.
„Sehnsucht ist ein Notfall“
Julia Pütz las Passagen aus dem Buch „Sehnsucht ist ein Notfall“ von „1live“-Moderatorin Sabine Heinrich. Leichte Kost, die schildert, wie Eva, deren Oma mit ihrem Opa Schluss gemacht hat, plötzlich die eigene Beziehung überdenkt. Wie Eva bei einer Geburtstagparty und über ein Techtelmechtel mit Kurator Tobias ins Chaos schliddert, das machte Appetit auf mehr.
Frust Anfang der 1960er Jahre
Ralf Lothar Knop hatte für seinen Vortrag „Klack“ von Klaus Modick ausgewählt. Da geht es um Pubertät, Erwachsenwerden und die vielen zwiespältigen Gefühle, die ein Junge Ende der 1950er, Anfang der 1960 Jahre mit sich herumschleppt.

Auf der Kirmes anlässlich des Osterfestes in seiner Stadt überfallen ihn diese Gefühle. Obwohl er ein blankes Fünf-Mark-Stück in der Tasche hat, bleibt am Ende erst einmal nur Frust.
Tückischer Alltag
Iris Bohmeyer widmete sich mit Passagen aus Horst Evers „Für Eile fehlt mir die Zeit“ den Tücken des Alltags. Komische Geschichten aus dem Hier und Jetzt. Vorgetragen wurden Erlebnisse rund um einen Kaffeevollautomaten mit W-LAN-Anschluss zur perfekten Programmierung von unterwegs. Pech nur, wenn der stolze Besitzer der Wundermaschine vergessen hat, eine Tasse unterzustellen. „Statt Kaffeeduft– und –genuss nur Gestank.“
„Leser lesen für Leser“, moderiert von Beate Thebrath bot am Sonntag mehr, als zwei vergnügliche Stunden. Viele Besucher gingen mit Anregungen für das eigene Bücherreal nach Hause.