
Plettenberg. Der „Schulz-Effekt“ wurde auf der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins Plettenberg am Donnerstag (23. März) mehrfach zitiert. Seit der Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat und zuletzt seine Wahl mit 100 Prozent der Stimmun zum Parteivorsitzenden, erlebt die SPD ein euphorisches Stimmungshoch, das sich auch auf den Plettenberger Ortsverein auswirkt.
Vor 30 Mitgliedern im Awo-Haus wünschte sich Vorsitzender Jürgen Beine mit Blick auf die in diesem Jahr stattfindenden Landtags- und Bundestagswahlen: „Es wäre schön, wenn wir den Schulz-Effekt nutzen könnten.“ Geschäftsführer Uwe Boese gestand, dass er vor der Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat „schwarz gesehen“ habe, nun aber der Überzeugung sei: „Wir können es schaffen!“ Mahnend wies der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Wolfgang Schrader darauf hin, dass der Schulz-Effekt bisher nur Stimmungen widerspiegele. „Wir müssen durch politische Arbeit überzeugen, die am Bürger ausgerichtet ist.“

Dies zu tun, versprach die Landtagsabgeordnete Inge Blask, die zur Wahl am 14. Mai im Wahlkreis Märkischer Kreis II, zu dem Plettenberg gehört, antritt und erneut in den Landtag in Düsseldorf einziehen möchte. Dafür warb sie auf der Jahreshauptversammlung um die Unterstützung der Plettenberger Sozialdemokraten, stellte das Wahlprogramm der Landes-SPD und ihre eigenen Schwerpunkte für die nächste Legislaturperiode vor.
Schrader: Plettenberg fit für Zukunft machen
In seinem Bericht aus der Ratsfraktion ging Wolfgang Schrader mit den Plettenberger hart ins Gericht: „Ich kenne keine andere Stadt, in der so lautstark nach Zweitklassigkeit geschrien wird wie hier.“ Dabei habe Plettenberg große Qualitäten und biete sichere Arbeitsplätze. „Wir wollen mit unserer Politik vor Ort Plettenberg fit für die Zukunft machen.“ Wolfgang Schrader zählte Standortfaktoren auf, die Arbeitsaufträge für die Kommunalpolitik sein müssten.
Beim Standortfaktor Bildung verfügt Plettenberg derzeit über alle Schulformen. Diese gelte es zu erhalten. Mit Blick auf Inge Blask forderte Schrader dafür eine verlässliche Politik des Landes ein.

Im Bereich Wirtschaft und Arbeitsplätze bereitet Schrader der Strukturwandel vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität Sorgen. Die SPD wolle das Gespräch mit heimischen Unternehmern suchen, um deren Pläne für die Zukunft zu erfahren. Wirtschaftsfreundlich müsse die Ausweisung neuer Industrieflächen erfolgen, auch wenn dabei manchmal in Konflikt mit dem Naturschutz gerate. Schrader steht der Schaffung interkommunaler Gewerbegebiete, z.B. auf Plettenberger und Herscheider Gebiet, positiv gegenüber. Ergänzend zum traditionellen Plettenberger Kerngeschäft, der Industrie, müsse der Tourismus als zweites Standbein ausgebaut werden. „Plettenberg ist attraktiv für Tages- und Kurzurlauber. Diese Attraktivität müssen wir ausbauen.“
Für den Bereich der Innenstadt kündigt Wolfgang Schrader die baldige Verbesserung des Zustands an. Die Gestaltung an der Bahnhofstraße mit dem P-Center und der LWL-Tagesklinik „sieht gut aus“. „Es war richtig, das so zu machen und ich bin überzeugt, dass dieser Bereich funktionieren wird.“ Mit der Entscheidung des Modeparks Röther für das Kaufhausgebäude am Maiplatz werde Plettenberg eine große Sorge genommen. „Es ist klar, dass sich Nachbarn wie Werdohl oder Attendorn sich nicht darüber freuen, aber wir können nicht Wirtschaftspolitik für andere machen. Wir dürfen erst mal an uns selbst denken.“ Zur Verkehrsführung in der Innenstadt erklärte Schrader: „Eine Öfffnung der oberen Wilhelmstraße wird es mit uns nicht geben.“ Für die untere Wilhelmstraße und den Alten Markt sei die Entscheidung allerdings noch offen. „Fest steht: Wir brauchen kein Geld für die Innenstadt auszugeben, wenn alles so bleiben soll wie es ist.“ Schrader bittet in Sachen Innenstadtgestaltung aber auch um Geduld: „Wir haben nur einen Schuss, der muss sitzen. Daher müssen alle Maßnahmen gut überlegt werden.“
Gerd Denker auf Listenplatz 1 der Jubilare
Unter den Tagesordnungspunkten mit den Vereinsregularien berichtete Uwe Boese über gelungene und weniger gelungene Veranstaltungen des SPD-Ortsvereins im Jahr 2016. Zu ersteren zählte er den erstmals ausgerichteten Familientag im Böddinghauser Feld. „Das war eine rundum schöne Veranstaltung, die bei einer Wiederholung mehr Besucher verdient hätte.“ Gleiches gilt für das erste Kneipengespräch, das die SPD in der Gaststätte Zur Post in Ohle veranstaltete. „Daran haben nur wenige Bürger teilgeommen, obwohl doch so lautstark mehr Bürgerbeteiligung eingefordert wird“, kritisierte Boese. Er berichtete außerdem, dass die Fahrt des Ortsvereins im Juli nach Berlin ausgebucht sei.
Kassierer Thilo Schmidt berichtete, dass die Kasse des Ortsvereins für die bevorstehenden Wahlkämpfe und die Unterstützung der Kandidatinnen und Kandidaten gerüstet sei. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Als neuer Kassenprüfer wurde Dirk Finder gewählt.
Von sechs Jubilaren der Plettenberger SPD waren drei auf der Jahreshauptversammlung anwesend, für die Jürgen Beine zur Ehrung jeweils persönliche Worte fand. Auf „Listenplatz eins“ bei der Ehrung stand unumstritten Gerd Denker, der seit 60 Jahren Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und des Ortsvereins Plettenberg ist. Seit 50 Jahren ist Hans-Adolf Pühl SPD-Mitglied, seit 40 Jahren sind es Friedrich Kampmann, Walter Stahlschmidt und Heinrich Günnemann. Für 25-jährige Mitgliedschaft im Ortsverein wurde Peter Göhler geehrt, der vorher schon in seiner Heimatstadt Schleusingen in die SPD eingetreten war.
