Halver. Ein Plakat mit einem dicken roten Herz steht im Vorgarten eines Hauses in der Straßen Am Nocken. „Wir lieben Oberbrügge. Wir lieben unsere Schule“. „Grundschule Oberbrügge muss bleiben“ heißt es an anderer Stelle. „Aldi weg. Schule weg? Kita weg? Was dann?“ prangt es auf einem weiteren der zahlreichen Plakate im Stadtteil. Oberbrügge macht mobil für den Erhalt seiner Grundschule.
Beratungen am 24. Februar
Nach den aktuellen Planungen der Verwaltung hat die Schule, in der seit 1959 Halveraner Mädchen und Jungen unterrichtet werden, keine Zukunft mehr. Sie könnte schon im Schuljahr 2016/2017 die Selbstständigkeit verlieren und zur Zweigstelle der Grundschule „Auf dem Dorfe“ werden. Schon ab Schuljahr 2017/2018 würde sie keine neuen Schüler mehr aufnehmen. Der Standort Oberbrügge könnte vollständig in der Grundschule Auf dem Dorfe aufgehen. Über diesen Vorschlag wird als nächstes der Ausschuss für Jugend und Bildung am 24. Februar bei seiner Sitzung in der Lindenhofschule (Beginn 17 Uhr) beraten. In der Ratssitzung am 7. März könnte bereits die Entscheidung fallen.
An diesen Plänen hat sich inzwischen eine Diskussion um die Zukunft des Ortsteils entzündet. Viele befürchten, dass Oberbrügge mit der Aufgabe der Schule ein wichtiges Stück Lebensqualität verliert.
Michael Brosch verteidigt die Pläne
Bürgermeister Michael Brosch verteidigt die Pläne. Dabei beruft er sich auf ein Gutachten von Dr. Heinfried Habeck vom Institut für Schulentwicklungsplanung der TU Dortmund, Herrn Dr. Heinfried Habeck, beauftragt. Er war von der Stadt beauftragt worden. Ergebnisse und Empfehlungen liegen nun vor. Die Fakten aus Sicht des Bürgermeisters:

Halver hat wie viele andere Kommunen in Südwestfalen auch seit 2003 rund 10% der Einwohner verloren. Die Zahl der Grundschüler ist seit 2006 von 776 auf 603 Kinder zurückgegangen. Bis zum Schuljahr 2021/22 ist mit einem weiteren Rückgang von fast 90 Kindern im Grundschulbereich zu rechnen.
Im Schuljahr 2015/16 ist in Oberbrügge die erforderliche Mindestgröße von 92 Kindern für eine Grundschule unterschritten worden. Dies liegt auch daran, dass ein Viertel der Oberbrügger Kinder aufgrund der anderen begleitenden Angebote (z.B. Offener Ganztag (OGS)) oder pädagogischen Ausrichtung (Lindenhofschule) heute bereits nicht in der Grundschule Oberbrügge eingeschult wird.
Nur zwölf Kinder aus Oberbrügge und Ehringhausen
Die Anmeldezahlen in der Grundschule Oberbrügge seien in den letzten Jahren auch nur deswegen erreicht worden, weil die Stadt Halver Kindern freiwillig eine Busfahrkarte bezahlt habe, die eigentlich in der Nähe einer der beiden anderen Halveraner Grundschulen liegen, heißt es in einer Stellungnahme von Bürgermeister Michael Brosch. Aktuell seien daher nur zwölf Kinder aus Oberbrügge und Ehringhausen in der Grundschule Oberbrügge angemeldet worden. Sieben Prozent der Kinder kämen aus anderen Städten, die übrigen würden mit dem Bus nach Oberbrügge gebracht, um die notwendige Klassenstärke zu erreichen.
Der Anteil der Grundschulkinder, die in Oberbrügge eingeschult würden, sei vom Schuljahr 2010/11 bis 2015/16 von 22,8 Prozent auf 15,1 Prozent zurückgegangen, obwohl das Kollegium vor Ort gute Arbeit mache, betont der Bürgermeister
Empfehlung des Gutachters
Vor diesem Hintergrund und unter Einbeziehung der bereits geborenen Kinder, die in den nächsten sechs Jahren eingeschult werden, hat Dr. Habeck die Frage bewertet, ob Halver drei Grundschulstandorte benötigt. Er verneint diese Frage und kommt zu dem Ergebnis, dass einzügige Grundschulen wie die in Oberbrügge auch strukturelle Nachteile aufweisen. Diese seien vor allem in einer geringeren Angebotsbreite und Problemen bei Vertretungssituationen zu sehen.
Die einzügige Grundschule in Oberbrügge hat sicherlich auch spezifische Vorteile. Das großzügige Außengelände und die familiäre Atmosphäre werden von den Befürwortern des Standortes zu Recht genannt. Bei Abwägung der Argumente kommt der Gutachter jedoch zu dem Ergebnis, dass die Schließung des Standortes Oberbrügge sachgerecht ist. Dieser Bewertung schließe ich mich an, habe aber auch Verständnis andere Meinungen.
Die ausführliche Stellung von Michael Brosch ist hier nachzulesen.