Inflation, die Marktmacht der Hersteller und die Transformation des Arbeitsmarktes – Herausforderungen, die bei einem Gespräch zwischen der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Lugk und dem Geschäftsführer der Schmiedetechnik Plettenberg, Mark Martin, zur Sprache kamen. Aber auch die Chancen der Automation, sowie das betriebliche Gesundheitssystem im Unternehmen wurden zwischen der Bundestagsabgeordneten und den Betriebszugehörigen der Schmiedetechnik Plettenberg, Geschäftsführer Mark Martin, der Referentin der Geschäftsführung Anja Fuchs und dem Betriebsrat-Vorsitzenden Patrizio Cianni thematisiert.
Investition für Automation und Gesundheit
65.000 Tonnen Stahl werden Jahr für Jahr in der Schmiedetechnik verarbeitet und zu Getriebeteilen oder Pleuelstangen gefertigt. „Wir haben in den vergangenen Jahren 18 Millionen Euro in Maschinen und Anlagen, aber auch in ein betriebliches Gesundheitssystem investiert“, erklärt Mark Martin und meint weiter: „Auch wenn wir automatisieren müssen, um die Qualität und den Preis zu halten, sind wir durchaus menschen- und mitarbeiterorientiert“. So werden zwar durch die vollautomatischen Anlagen zwar Mitarbeiter eingespart, allerdings werde in anderen Abteilungen vermehrt nach Fachkräften gesucht.
Auszeichnung mit dem Corporate Health Award
„Bei der Entwicklung des Gesundheitsmanagements haben wir als Unternehmen einen strukturierten Plan gehabt“, berichtet Mark Martin. Hier hat das Unternehmen gemeinsam mit der AOK einen Fragenkatalog erstellt und hinterher anonym ausgewertet. „Bei der Umfrage haben wir eine Beteiligung von 98 Prozent gehabt“, freut sich der Betriebsratsvorsitzende Patrizio Cianni. Basierend auf den Ergebnissen und Erkenntnissen aus der Umfrage und Interviews wurden Folgerungen getroffen und Maßnahmen eingeleitet, um das Gesundheitsmanagement im Unternehmen zu optimieren. „Der Prozess hat zwei Jahre gedauert“, resümiert der Betriebsratsvorsitzende. „Lieber etwas länger, aber dafür mit einer hohen Qualität“, lobt die Bundestagsabgeordnete. So wurde das Unternehmen im Jahr 2021 mit dem Corporate Health Award ausgezeichnet, eine Anerkennung, für exzellentes betriebliches Gesundheitsmanagement.
Fachkräftemangel und Ausbildungsplätze
Auch in der Schmiedetechnik Plettenberg ist der Fachkräftemangel in der Region und die Schwierigkeit neue Azubis zu finden, ein großes Thema. „Hier an unserem Standort in Plettenberg liegen wir momentan bei 20 Ausbildungsplätzen, wir suchen natürlich mehr Auszubildende, aber viele potentielle Bewerber gehen halt lieber ins Handwerk und man muss dabei auch die geburtenschwachen Jahrgänge mit berücksichtigen“, erklärt Patrizio Cianni auf Nachfrage der Bundestagsabgeordneten.

Ähnlich sieht es seiner Auffassung nach auch bei der Gewinnung von Fachkräften aus. „Bei der Gewinnung von Fachkräften müssen wir besonders schnell sein, schließlich kämpft gerade jeder Betrieb, so auch die Gesenkschmieden, um die Fachkräfte“. Ein weiteres Problem liege demnach in der Automation und somit in der Veränderung der Unternehmensstruktur. So müssen mehr Fachkräfte eingestellt werden, die die Software bedienen können: „Es ist ein Umdenken in der Branche“, resümiert Patrizio Cianni.
Abitur und dann?
„Da wir eng mit der Arbeitsagentur in Kontakt stehen, beobachten wir häufig, dass Eltern ihren Kinder mit Abitur empfehlen, studieren zu gehen“, bemerkt Bettina

Lugk und meint weiter: „Aus Sicht der Eltern kann ich das natürlich komplett verstehen. Wir merken aber auch, dass viele junge Leute eine Befähigung zum Handwerk haben und dort glücklich werden können“. Ähnlich sind auch die Erfahrungen des Geschäftsführers. So bewerben sich auch viele Studienabbrecher bei der Schmiedetechnik Plettenberg. „Auch das Verbundsstudium, für das unsere Automationsabteilungen sich bestens eignen, ist sehr gefragt – hier steckt das Know-How zur Weiterentwicklung“, ergänzt der Betriebsratsvorsitzende.
Verwendung von recyceltem Material
„Wir sind der größte Recyler Deutschlands, nicht die eine Firma STP, sondern die Stahlindustrie“, erklärt Mark Martin. Er meint weiter: „In dem Ofen im Metallwerk kommt nur Metallschrott, der vorher sortiert wurde und daraus produzieren wir letztendlich unsere Teile“. Der Schrott, der bei der Teileproduktion anfallen würde, werde dann wieder 1 zu 1 an das Stahlwerk in Iserlohn weitergegeben. „Ein weiterer Punkt ist, dass wir zwar 40 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen, diese Kilowattstunden bei uns allerdings zu 58,4 % aus erneuerbaren Energien stammen“, schildert er die Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen.
Marktmacht der Hersteller
„Wir haben eine enorme Marktmacht in unserer Branche durch die Automobilhersteller“, erklärt Geschäftsführer Mark Martin der Bundestagsabgeordneten. So haben die Automobilkonzerne in der Vergangenheit laut den Standardverträgen lediglich die gestiegenen Materialkosten übernommen, allerdings nicht die höheren Energiekosten oder Lohnsteigerungen. „Die Notwendigkeit der Kostenweitergabe liegt aber auf der Hand, ansonsten ist die Möglichkeit, das Teil profitabel herzustellen nicht gegeben“, so Mark Martin. „Das Wirtschaften auf Augenhöhe ist so auch kaum möglich“, stimmt die Bundestagsabgeordnete zu. Hierbei handele es sich um ein Problem, das laut Geschäftsführer Mark Martin den kompletten Mittelstand betrifft.