Lüdenscheid. Der Lüdenscheider Kunstsammler und -kenner Klaus Crummenerl erinnert sich gern an eine Ausstellung im Jahr 1981. Damals zeigte die Städtische Galerie Werke des Grafikers Gerhard Hoehme. „Der Katalog war etwas ganz Besonders. Auf den linken Seiten befand sich jeweils ein Foto eines Hoehme-Werks. Mit einer Zeichnung auf der rechten Seite reflektierte der Künstler dieses Bild“, erinnert sich Klaus Crummenerl. Er verbindet auch viele andere Erinnerungen mit Hoehmes Werk und seiner Persönlichkeit. Jetzt widmet die Städtische Galerie dem Künstler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, eine Sonderausstellung. Sie wird mit einer Vernissage am 4. September um 19 Uhr in den Museen der Stadt Lüdenscheid eröffnet.
Hoehme stammte aus einem Ort bei Bitterfeld. Ab 1948 studierte er bei dem Grafiker und Schriftkünstler Herbert Post. Schon bald fühlte er sich durch den Sozialistischen Realismus so eingeengt, dass der 1952 nach Westdeutschland übersiedelte. Hier entfaltete sich seine ganze Kreativität. „Leider wird er vom Kunstmarkt und auch den Kunsthistorikern nach wie vor unterschätzt“, bedauert Klaus Crummenerl.

Für den Lüdenscheider Sammler besitzt Hoehmes Werk einen besonderen Reiz und so erwarb er im Laufe der Jahre zahlreiche seiner Drucke. Später brachte Crummenerl einen großen Teil seiner Sammlung in die 2014 gegründete Kunststiftung Lüdenscheid ein.
„Ein echter Glücksfall“, sagt Galerie-Leiterin Dr. Susanne Conzen. „So konnte ich beim Kuratieren der Ausstellung aus dem eigenen Fundus schöpfen.“ Dazu kommen Leihgaben der Gerhard und Margarete Hoehme-Stiftung, Werke privater Leihgeber, des Märkischen Museums Witten und des Gustav-Lübcke-Museums Hamm.
Der Titel der Werkschau spiegelt den Wunsch des Künstler nach Veränderung. Er lautet „Meine Sehnsucht war der weitere Raum . . . “
Hoehme fertigte Fensterbilder an, bei denen das Bild sozusagen im Raum beginnt und dann über ihn hinausreicht. Er experimentierte mit kunstfernen Materialien wie Textilien (Damast), mit Borke, mit Zeitungsseiten, die er bedruckte oder Schnittmusterbögen. „Sein Postulat wird das offene Bild. Dessen Entgrenzung veranschaulichen in sinnfälliger Weise die verwendeten Polyäthylenschläuche, die sich aus den Leinwänden heraus in den Raum winden oder fühlerartig tastend den Betrachter regelrecht einbinden“, heißt es im Einladungstext zur Ausstellung.

Vieles davon ist in der Ausstellung zu sehen. Sie gibt einen tiefen Einblick in das Schaffen des Mannes, der zuletzt sehr zurückgezogen in Neuss lebte. Sie zeigt auch die letzte Radierung Hoehme, ein dunkles Bild, das der Künstler als fertigen Druck nicht mehr sehen konnte.
Die Ausstellung ist bis zum 15 November zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Die erste öffentliche Führung findet am Sonntag, 6. September, ab 15 Uhr statt.