Lüdenscheid. Großer Aufwand, großer Erfolg: Das Jazzfestival auf der Kulturachse am Sauerfeld wird noch lange nachklingen. Wahre Massen an Musikfreunden hatten am Samstag vor der Freilichtbühne, im Museum, im Kulturhaus und in der Erlöserkirche ihre Freude an virtuos und stimmungsvoll präsentierter Musik.
Das Wetter: ein Glücksfall. Die Auswahl der Bands, getroffen vom Jazzclub Lüdenscheid: ein Volltreffer. Die Organisation durch das Lüdenscheider Stadtmarketing: gelungen. Die Fans: überzeugt. Das ist das knappe Fazit des Jazz-Abends zum 750. Stadtjubiläum. Es war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Der gesperrte Abschnitt der Sauerfelder Straße wurde für einen Abend zur Partymeile.
Auserlesene Musik
Auf den Bühnen wurde auserlesene Musik gespielt – von den sympathischen Marina & The Kats aus der Steiermark, Barbara Dennerlein mit ihrer Hammond B3 in der Erlöserkirche, über die Barrelhouse Jazzband, das Gismo Graf Trio, die Jimmy Reiter Band bis zur Köstrizer Jazzband, die Miller Anderson Band, Paul Lamb & the Kings Snakes, die Dutch Swing Collegeband und den fulminanten Pianisten Sascha Klaar mit seiner Truppe.
Ein Mann sieht Rot
Ein Mann sieht Rot: Der Boogie-Woogie-Mann aus Mönchengladbach, in Lüdenscheid übrigens ein alter Bekannter, riss mit seiner Show im Museum das Publikum zu Beifallsstürmen hin. Rotes Piano, rote Schuhe, rotes Hemd – die Farbe steht für die Leidenschaft des Entertainers. Er hüpft auf seinem Instrument herum, schiebt es über die Bühne, haut dabei in die Tasten und singt. Kaum ein Pianist legt eine so extrovertierte Show auf die Bühne wie Sascha Klaar. Und sein Publikum dankt es ihm.
Orgel-Boogie in der Erlöserkirche
Nicht weniger virtuos Barbara Dennerlein. Meditative Klänge in der Erlöserkirche aber auch ein von ihr komponierter Orgel-Boogie mit einem rasenden Basslauf, bei dem sie ihr linkes Bein in einer schier unglaublichen Präzision über die Pedale ihrer Hammond B3-Orgel bewegt. Das Publikum im voll besetzten Gotteshaus war begeistert.

Ende gut, alles gut: Zum Schluss stand dann auch endlich mit der Dutch Swing College Band Europas älteste Jazzformation auf der Bühne. Eigentlich war die Truppe in der klassischen Septett-Besetzung als Opener auf der Freilichtbühne vorgesehen. Die Niederländer spielten schließlich zum Finale.
Odyssee über 17 Stunden
Zu diesem Zeitpunkt hatten sie eine Odyssee hinter sich, die um 4.30 in Wien begonnen hatte. Über München, Düsseldorf und Köln hatten sie dann doch noch das Jazzfestival in Lüdenscheid erreicht. Der Pilotenstreik hatte ihren schönen Reiseplan komplett über den Haufen geworfen. Den Humor hatten die Männer in den dunklen Anzügen unterwegs nicht verloren. „Wir haben im Flugzeug gesungen ‘Die Piloten, das sind die Idioten‘“, gestand musikalischer Leiter Bob Kaper dem Publikum. Und dann legte die Band los, als wäre sie gerade frisch aus dem Hotel gekommen. Von den Strapazen der 17-stündigen Irrfahrt war nichts zu spüren.
Fotos in der Galerie: Elke und Wolfgang Teipel