Lüdenscheid. Griechen und Deutsche haben bei einem gemeinsamen Nachtmittag in den Museen der Stadt Lüdenscheid an deutsche Kriegsverbrechen im besetzten Griechenland erinnert. Gleichzeitig feierten Vertreter griechischer Vereine und Mitglieder des Lüdenscheider Vereins Ge-Denk-Zellen „Altes Rathaus“ die griechische-deutsche Freundschaft.

„Gedenken und feiern, das ist kein Widerspruch“, sagte Evangelia Kasdanastassi von der Integrationsagentur im Diakonischen Werk zu Beginn der Veranstaltung. Südländer könnten eben feiern, auch bei einer Veranstaltung, bei der an schwere Zeiten erinnert werde.
Veranstalter waren die Integrationsagentur sowie der Ge-Denk-Zellen-Verein. Er hatte die Ausstellung „Deutsche Verbrechen in Griechenland“ (Villa ten Hompel, Münster) für diesen Nachmittag organisiert. Beteiligt waren zudem mehrere griechische Vereine aus Lüdenscheid, die Spezialitäten aus ihrer Heimat auftischten.

Vassilis Koinis, griechischer Generalkonsul, erinnerte in seinem Grußwort daran, dass während der Zeit zwischen 1941 und 1944 etwa 95 Prozent der griechischen jüdischen Bevölkerung deportiert oder emigriert seien. Er dankte den Veranstaltern, die mit diesem Nachmittag den Geist der griechisch-deutschen Freundschaft stärkten. Stellvertretender Bürgermeister Dirk Franke wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die NS-Verbrechen in Griechenland lange nicht thematisiert worden seien. „Diese Verbrechen sind aber Teil unserer gemeinsamen Geschichte.

Thema von der Forschung vernachlässigt
Hauptredner des Nachmittags war Dr. Nikolas Pissis, Dozent für Neugriechische Geschichte an der Freien Universität Berlin. Er hat sich intensiv mit der Zeit der deutschen Besatzung auseinandergesetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil diese Zeit lange von der Forschung vernachlässigt worden sei. Er beleuchtete insbesondere die Rolle des Widerstands in Griechenland, der weitaus größeren Einfluss auf den Verlauf des Zweiten Weltkriegs gehabt habe als gemeinhin angenommen. „Es gab nicht nur die örtlichen Partisanen. Der Widerstand war eine breite nationale Bewegung“, sagte Dr. Nikolas Pissis.
Lieder aus der Zeit des Widerstands
An die Zeit des Widerstands erinnerten auch die Lieder der Gruppe „Rebetiki Kompania“ (Georgios Evangelou, Bouzouki und Gesang, Irene Nikolaou, Gesang und Philipp Köbelle, Gitarre). Die Rebetikomusik entstand in den 1920-30er Jahren in den Hafenstädten Athen und Thessaloniki. Viele nennen sie auch den „Blues der Griechen“.