Lüdenscheid. (PSL) Eine weitere öffentliche Führung durch die Ausstellung Otl Aicher – Ökonomie der Gestaltung findet am Sonntag, 19. Februar, um 15 Uhr in der Galerie der Stadt Lüdenscheid statt. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenfrei. Für die Führung wird ein Beitrag von drei Euro erhoben.
Im Fokus der kommenden Sonntagsführung steht Otl Aicher als Erfinder des Erscheinungsbild-Designs. Am Beispiel der Lufthansa, die Aicher und sein Team im Jahre 1962 mit der Neugestaltung ihrer äußeren Firmenerscheinung beauftragte, wird Dr. Carolin Krüger-Bahr in einem begleiteten Rundgang die Grundsätze der damaligen Industrie-Gestaltung betrachten.
Rationales und strenges Design
Das hier zur Anwendung gelangte und betont rationale, strenge Design mit dem abstrahierten Kranich in einem gelben Kreis sollte zu einem stilistischen Merkmal der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm sowie eines ganzen Jahrzehnts werden. Hinter der Idee, alle Gegenstände und Beschriftungen gestalterisch zu vereinheitlichen, stand Aichers Vision von der systematischen Durchorganisation der visuellen Firmenpräsenz. Farben, Schrift und Motive sollten als äußere Erscheinungsmerkmale dem Leitbild eines Unternehmens visuell entsprechen. Im Falle der Lufthansa zielte die Neugestaltung auf eine progressive Botschaft, die mit Begriffen wie soziale Offenheit, nationale Bescheidenheit, technologische Höchstleistung und hoher Servicebereitschaft beschrieben werden kann.
Aicher und seine sog. Entwicklungsgruppe 5 entwickelten unter dem Namen Projekt 1400 an der HfG die äußere Neugestaltung der Airline, die beinahe 60 Jahre unverändert Bestand halten sollte: Schriftzug, Farben und Symbol. Die Entwicklungsgruppen der HfG wurden aus dem Wunsch nach einer festen Anbindung an die aufstrebende Industrie gegründet.
Einfache Bildsprache ohne Schnörkel
Das innere Leitbild eines Unternehmens sollte sich in dessen äußerem Erscheinungsbild ablesen lassen und zum Ausdruck kommen, sodass der Betrachter und Kunde die Botschaft auf den ersten Blick zu erkennen vermag. Dazu bedurfte es einer klaren, strukturierten und einfachen Bildsprache – ohne Schnörkel. Bei der Lufthansa gelang es Aicher, durch einen damals ungewöhnlichen Schriftzug in Groß- und Kleinbuchstaben, durch den Kranich im Kreis sowie durch farbliche Stringenz ein unverwechselbares Bild bzw. Signet zu schaffen, das viele Jahre lang zur deutschen Identität zu gehören schien: sicher, zuverlässig und nüchtern.
Jene Konsequenz in der Gestaltung prägte in den kommenden Jahren auch Aichers Entwicklung von Erscheinungsbildern zahlreicher weiterer Unternehmen wie Braun, WestLB und dem Lüdenscheider Leuchtenhersteller ERCO.
Noch bis zum 16. April werden Arbeiten des Ulmer Gestalters Otl Aicher in der Galerie der Stadt zu sehen sein.