Märkischer Kreis. (pmk) . Das Kreisarchiv des Märkischen Kreises richtet eine neue Ausstellung aus: „Führer, wir gehören dir“. Die Ausstellung läuft ab dem 30. Januar im Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid. Thema ist die Zeit des Nationalsozialismus im Märkischen Kreis aus der Perspektive junger Menschen.

Spielzeuge wie ein silbernes Flugzeug aus Blech, Schulzeugnisse, ein Ausweis der Hitlerjugend oder ein Leistungsbuch mit Sportabzeichen – Objekte und Dokumente, die die Geschichte junger Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus im Märkischen Kreis erzählen. Sie sind Teil der neuen Ausstellung „Führer, wir gehören dir“ vom Kreisarchiv des Märkischen Kreises. Ab 30. Januar sind etwa 500 Exponate im Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid zu sehen.

Hohe Qualität
Museumsleiter Dr. Eckhard Trox ist froh, eine Ausstellung von so „hoher Qualität“ in den Räumen am Sauerfeld zeigen zu können. Während eines Pressegesprächs bedankte er sich bei Dr. Christiane Todrowski, Leiterin des Kreisarchiv, und ihrem Team für die angenehme Kooperation.
Für Dr. Christiane Todrowski kommt die Präsentation zur rechten Zeit. Symbolträchtig wurde die Ausstellungseröffnung auf den 30. Januar gelegt, den Tag, an dem mit dem Reichsermächtigungsgesetz die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland begonnen hatte.
Großes Interesse der Generation Z
Die Ausstellung bietet vor allem jungen Menschen die Möglichkeit, sich mit der NS-Ideologie, dem Rassimus, dem Judenhass und den Grausamkeiten des Überwachungsstaates auseinanderzusetzen. Offenbar herrscht da ein großes Interesse. Dr. Christiane Todrowski erwähnte eine Studie des Kölner Rheingold Instituts, die am Dienstag dieser Woche vorgestellt worden ist.

Danach setzt sich die Generation Z – also die Generation der 16- bis 25-Jährigen – mehr und intensiver mit der NS-Vergangenheit auseinander als die Generation ihrer Eltern. Dabei geht es den Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht nur um Daten und Fakten, sie wollen die Motive der Täter in der Zeit des Nationalsozialismus verstehen.
Vieles stammt aus Privatbesitz
Zahlreiche Ausstellungsstücke stammen aus Privatbesitz. Einige erzählen berührende Geschichten. Sowie die Spielzeugsoldaten und Kanonen, die in einer Vitrine zu sehen sind. Mit ihnen spielte einst ein junger Altenaer. Als Flakhelfer erlebte er später die Schrecken des Krieges hautnah mit. So wurde aus dem Spielzeug Lebenspraxis.
Mit den zahlreichen Dokumenten und Ausstellungsstücken wie diesen sollen persönliche Geschichten erzählt werden, die die Frage klären: Wie haben junge Menschen im Märkischen Kreis die NS-Zeit erlebt? Wie wurden sie manipuliert und dazu gebracht, dem Regime zu gehorchen?
Kinderlandverschickung und mehr

Auch weitere Schicksale wie die Kinderlandverschickung, bei der Jugendliche aus dem Märkischen Kreis als Erzieher verpflichtet wurden, werden im Hauptraum der Ausstellung dargestellt. Die Besucherinnen und Besucher können hier chronologisch durch die Themenbereiche Weimarer Republik, Schulzeit, Dienst am Volk und Kriegszeit reisen.
In Nebenraum der Ausstellung stehen die Propaganda und mediale Beeinflussung der Bevölkerung im Fokus. Plakate, zum Beispiel mit der Aufschrift „Baut Jugendherbergen und Heime auf“ oder „Die kommende Generation klagt an“, geben weitere Einblicke vom Leben junger Menschen in der NS-Zeit. Hierzu gehörten nicht zuletzt auch Sammelaktionen und der Verkauf von Winterhilfswerk-Aufklebern durch die Jugendlichen. Auch das Thema Sparen wird anhand von Plakaten visualisiert.
Historische Filmaufnahmen
Digitale Angebote runden die Ausstellung ab. Dazu gehören historische Filmaufnahmen aus einer Schule in Plettenberg. Zeitgenössische Filmszenen sollten Schulkinder davon überzeugen, dass Sparen wichtig ist.
Seit Sommer 2020 hat das Team um Kreisarchivarin Dr. Christiane Todrowski, Ulrich Biroth, Franziska Müller und Heye Bookmeyer die Ausstellung vorbereitet. Coronabedingt hatte sich die Präsentation immer wieder verzögert. Umso mehr freuen sich sich Dr. Eckhard Trox und das Team des Kreisarchivs, dass es am 30. Januar endlich losgeht.

Die Ausstellung im Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid (Sauerfelder Str. 14 – 20, 58511 Lüdenscheid) läuft vom 30. Januar bis zum 29. Mai 2022. Am Eröffnungstag, 30. Januar, findet ein Soft Opening statt. Von 11 bis 18 Uhr können die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung individuell besuchen. In der Zeit von 14 bis 18 Uhr ist das Ausstellungsteam vor Ort und lädt zu Gesprächen ein. Öffnungszeiten des Museums sind mittwochs bis sonntags, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung sind am 6. März, 3. April und 8. Mai jeweils um 15 Uhr geplant. Eine Anmeldung ist erforderlich unter Telefon: 02351 17-1496 oder unter E-Mail: museen@luedenscheid.de.
Im März beginnt eine Vortragsreihe
Begleitend zur Ausstellung wird ab März eine Vortragsreihe angeboten. Informationen hierzu werden auf der Internetseite des Märkischen Kreises unter www.maerkischer-kreis.de und der Homepage des Geschichtsmuseums der Stadt Lüdenscheid unter www.t1p.de/60uu bekannt gegeben.
Führungen können mit Kreisarchivamtsrat Ulrich Biroth unter der Telefonnummer 02352/966-7059 oder E-Mail u.biroth@maerkischer-kreis.de angefragt werden.