Lüdenscheid. Druckvorlagen aus Blei, Setzkästen, Winkelhaken und mehr Relikte aus der Bleizeit haben den Ansturm der Digitalisierung überstanden. Als am 14. Mai 1979 beim Lüdenscheider Druckunternehmen Staats die Ära des Fotodrucks begann, retteten Ernst Groß und Jürgen Hölscher viele Dinge aus der Zeit des Bleidrucks vor der Verschrottung. Jetzt sind die Schätze der beiden ehemaligen Schriftsetzer in der Ausstellung „Bewegliche Lettern“ in der Stadtbücherei Lüdenscheid zu sehen.


Mit Unterstützung der Stadtbücherei und dem Verein Freunde der Stadtbücherei Lüdenscheid haben die beiden Männer ihren Wunsch, vergangene Handwerkskunst der Nachwelt zu zeigen, in die Tat umgesetzt.
Bahnbrechende Erfindung
„Bis auf wenige Ausnahmen ist der Bleidruck verschwunden – über 500 Jahre lang seit Gutenberg hat er die Welt verändert“, sagte Rolf Scholten, Vorsitzender der Freunde der Stadtbücherei, bei der Ausstellungseröffnung. Er erinnerte daran, welchen Einfluss Gutenbergs bahnbrechende Erfindung auf die Explosion des Wissens, auf die Wissenschaft und die Entwicklung demokratischer Gesellschaften gehabt hat.
Fluch und Segen neuer Techniken
Fluch und Segen neuer Techniken: „Von Anfang an wurde die neue Technik auch zur Denunzierung, ja Verteufelung im engeren Sinn missbraucht – von allen Beteiligten während der damaligen religiösen und politischen Auseinandersetzungen.“ Scholten zeigte Bezüge zum digitalen Zeitalter auf. „Hier springen uns Bezüge der Gegenwart nahezu an. Die Verbreitung von Hassmails, die Verbreitung von Lügen, die Aufrufe zur Gewalt in den sozialen Medien, ja selbst durch Regierungschefs, entsetzen uns.“

Früher wie heute gebe es also einen riesigen Nutzen der neuen Medien, aber auch die Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens. Früher wie heute sei deshalb die Anpassung der rechtlichen Instrumente erforderlich. „Wir können uns aber nicht nur auf die Institutionen verlassen. Jeder ist in seinem Alltag, in seiner Lebenswelt gefordert, die Toleranz, die Achtung der Würde des Menschen und die Mitmenschlichkeit zu sichern. Sie ist das kostbare Erbe unserer langen Schriftkultur“, betonte Rolf Scholten.
QR-Codes liefern weitere Informationen
Neben den Ausstellungsstücken der beiden Schriftsetzer zeigen eine Reihe von informationstafeln die Entwicklung der Schrift und des Bleidrucks. Dazu kommt eine Broschüre. Sie ist für einen Druckkostenzuschuss von vier Euro an der Informationstheke der Stadtbücherei zu erhalten. Sie enthält ebenso wie Plakate eine Reihe von QR-Codes, die Interessenten eine Vielzahl von weiterführenden Informationen liefern.
Die Ausstellung ist bis zum 4. April zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei zu sehen. Ergänzend wird am 6. März eine Fahrt ins Meinerzhagener Druckzentrum des Märkischen Zeitungsverlages angeboten (Fahrgemeinschaften). Einige Plätze sind noch frei. Interessenten wenden sich unter 02351/42334 an Rolf Scholten. Eine Exkursion nach Mainz mit Besuch des Gutenberg-Museums, organisiert vom Geschichts- und Heimatverein, ist bereits ausgebucht.
Die Stadtbücherei bietet Veranstaltungen für Kinder an. Sie sind im Programm der Stadtbücherei ausgedruckt. Auch Führungen sind auf Anfrage bei der Stadtbücherei, Telefon 02351/171 218) möglich.
