Altenas Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein gab rund 15 Stunden nach dem Vorfall am Dienstagvormittag eine Pressekonferenz. Foto: altena.de
Die Tatwaffe: Mit diesem Messer fügte der Angreifer Altenas Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein eine etwa 5 Zentimeter lange Schnittwunde am Hals zu. Foto: Polizei Hagen

Altena/Märkischer Kreis. Pressekonferenz rund 15 Stunden nach der Messerattacke: Altenas Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein wirkt gefasst und nachdenklich. Auf Wunsch der Journalisten schildert er die Szene, in der er am Montagabend in einem Altenaer Imbiss mit einem Messer verletzt worden ist. „Ich glaube, dass der Mann das Messer für mich dabei gehabt hat“, sagt er.

Beschuldigter in U-Haft

Unterdessen wird der 56-jährige Beschuldigte in Untersuchungshaft genommen.

Der Mann, ein arbeitsloser Maurer aus Altena, war nach dem CDU-Politiker in den Imbiss gekommen, hatte Hollstein gefragt, ob er der Bürgermeister sei und ihm dann von hinten sein Messer an den Hals gedrückt. Die beiden Imbissbetreiber griffen ein, Hollstein konnte den Mann wegdrücken und erlitt dabei eine etwa fünf Zentimeter (die ursprüngliche Angabe 15 Zentimeter ist falsch) lange Schnittwunde im linken Halsbereich. Der Angreifer wurde schließlich festgehalten, bis die Polizei kam. Die Beamten waren schnell vor Ort. Der Tatort im Altenaer Stapelcenter liegt nur wenige Meter von der Polizeiwache entfernt.

Anfeindungen gewöhnt

Das war eine schwierige Situation für den Altenaer Bürgermeister, der Anfeindungen in den sozialen Medien und Beschimpfungen per Email gewöhnt ist. Tätlich sei er bisher noch nie angegriffen worden, sagte er den Journalisten am Dienstagmorgen.

Ermittlungen wegen versuchten Mordes

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angreifer Tötungsabsicht und „niedere Beweggründe“ vor: Nach der Attacke ermittelt sie gegen den Beschuldigten wegen versuchten Mordes vor dem Hintergrund mutmaßlich fremdenfeindlicher Motive, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Staatsanwaltschaft und Polizei in Hagen am Dienstagmittag. Der 54-jähirge CDU-Politiker sei Ziel des Angriffs gewesen, weil er durch ein besonderes Engagement bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Erscheinung getreten sei. Bislang gibt es laut Pauli jedoch keine Hinweise, dass der Täter Verbindungen in die organisierte rechte Szene hat.

Alkohol und psychische Probleme

Der Täter soll mit 1,1 bis 1,2 Promille alkoholisiert gewesen sein. Außerdem soll er unter psychischen Problemen leiden. Daher werde nun eine psychiatrische Untersuchung beantragt, um Klarheit über seine Schuldfähigkeit zu bekommen. Bislang sei der Mann nicht gravierend strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Laut Hollstein soll am Montagabend sinngemäß gerufen haben: „Ihr lasst mich verdursten und holt stattdessen 200 Flüchtlinge in die Stadt.“

Liberale Flüchtlingspolitik

Das ist eine Anspielung auf die liberale Altenaer Flüchtlingspolitik. Die Burgstadt hat ihre Aufnahmequote mehr als erfüllt und zahlreiche Integrationsprojekte ins Leben gerufen.

Reaktionen aus der Politik

Zahlreiche Politiker haben seit Montagabend ihr Mitgefühl ausgedrückt, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Auch SPD-Unterbezirksvorsitzender Gordan Dudas ist erschüttert. Er erklärt: „Die feige Attacke auf Bürgermeister Dr. Hollstein hat mich und viele andere Menschen zutiefst entsetzt. Das war auch ein Angriff auf unsere Demokratie. Dr. Hollstein hat bewiesen, dass er sich für das Gelingen der Integration einsetzt und nicht nur Probleme, sondern gerade auch Chancen sieht. Er hat ein Herz für die Menschlichkeit gezeigt. Dafür wird er weit über die Grenzen des Märkischen Kreises hinaus anerkannt.

Ich wünsche Herrn Dr. Hollstein eine baldige Genesung. Demokraten stehen in einer solchen Situation eng beieinander, ich versichere Dr. Hollstein meine volle Solidarität.“

DGB: Mutiger Umgang mit den Herausforderungen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) im Märkischen Kreis hat sich ebenfalls geäußert. In seiner Stellungnahme heißt es: „Mit großer Sorge und Anteilnahme hat der Deutsche Gewerkschaftsbund im Märkischen Kreis die Nachricht von dem Angriff auf den Altenaer Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein aufgenommen. Bürgermeister, Verwaltung und Stadtgesellschaft haben gerade in Altena in der Vergangenheit bewiesen, dass ein mutiger Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit die richtige Antwort auf Verunsicherung und fremdenfeindliche Tendenzen ist.

Überdurchschnittliche Hilfsbereitschaft

Solidarität und Mitmenschlichkeit statt Ausgrenzung und Hass. Altena hat mit seiner überdurchschnittlichen Hilfsbereitschaft gezeigt, dass die Mehrheit der Gesellschaft sich nicht von rechten Scharfmachern anstiften lässt. Die Stadt gab mehr Geflüchteten ein neues Zuhause, als sie nach dem üblichen Verteilungsschlüssel gemusst hätte. Das war und ist nach wie vor vorbildlich.

Gewalt aus Dummheit und Wut

Wohl aber hat es auch vorher schon Einzelne gegeben, die aus Dummheit und Wut Gewalt werden ließen. Der Brandanschlag zweier fremdenfeindlicher Täter auf ein Flüchtlingsheim in Altena ist uns allen in Erinnerung geblieben. Beide sind inzwischen rechtskräftig zu sechs und fünf Jahren Haft verurteilt. Das ist nicht nur rechtens, sondern richtig. Und noch etwas ist richtig: diese Täter zu benennen, als das, was sie sind, nämlich politisch motivierte, rechtsradikale Gewalttäter.

„Wir lassen uns nicht spalten“

Die Messerattacke eines „alkoholisierten Deutschen“, wie die Presse berichtete, gehört in genau diesen politischen Zusammenhang. Der Angriff auf den ersten Bürger der Stadt ist ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft! Als Gewerkschaften stehen wir für den Zusammenhalt und das demokratische Miteinander, diesseits und jenseits der Werkstore. Wir lassen uns nicht spalten und wir dulden diese Gewalt nicht. Wir erwarten präzise Ermittlungen und einen ehrlichen Umgang mit der Motivlage. Dem Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein wünschen wir für seine Genesung alles Gute und viel Kraft für die Zukunft.“

 

1 KOMMENTAR

  1. Sowas in Deutschland! Da geht ein Arbeitnehmer jahrelang seiner beruflichen Tätigkeit nach, wird unverschuldet Arbeitslos und dann das! Es wird ihn das Grundrecht auf Trinkwasser, was jeden Erdenbürger zusteht von einen Bürgermeister und sein Helfershelfern entzogen und damit noch nicht Genug, seine Wohnung, sein Dach über den Kopf wird Zwangsversteigert! Wahrscheinlich weil Platz gebraucht wird für neue Flüchtlinge, die nichts anderes gelernt haben als Kinder zu zeugen und den deutschen Steuerzahler zu Last fallen. Schließlich wird die Pleite Stadt Altena dafür großzügig bezuschusst. Und dann wundern sich einige Hirnlose Menschen, das dann mal ein Geschädigter ausrastet!

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