Beim jüngsten ADFC-Treffen ging es um den Radverkehrsplan für den Märkischen Kreis. Foto: ADFC

Lüdenscheid. „Als Radfahrerin bin ich in Lüdenscheid dem Tode nahe“ schilderte eine Aktive in deutlichen Worten ihre Empfindungen beim monatlichen Treffen des ADFC am 9. Februar. Tatsächlich meiden viele Lüdenscheider aus Angst das Fahrrad im öffentlichen Straßenverkehr. Man drängt auf die Einleitung der Verkehrswende in Lüdenscheid. Die kommunal gesetzten Klimaziele werde man anders nicht erreichen können. Auch seitens der Bundes- und Landespolitik gibt es eine klare Marschrichtung.

Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“

Der nordrhein-westfälische Landtag hatte am 4. November 2021 das erste Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz auf den Weg gebracht.  Dieses geht auf die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ mit über 200.000 Unterschriften zurück. Im August 2022 zitiert der Spiegel Verkehrsminister Wissing „Deutschland soll Fahrradland werden“. Der ADFC fordert in seinem verkehrspolitischen Programm eine Abkehr von der bisherigen Autokultur. Den Autoverkehr betrachten die ADFCler als Partner und nicht als Gegner. Viele positive Erfahrungen im Ausland zeigen die positiven Auswirkungen einer Verkehrswende für die Lebensqualität, die Umwelt und das Klima.

4000 Seiten für das Kreisgebiet

Teilnehmer des Monatstreffens und eine interne ADFC-Arbeitsgruppe gaben eine erste Einschätzung zum „Radverkehrsplan MK“ für das Lüdenscheider Gebiet. Die von der Kreisverwaltung beauftragte Planung wurde im Dezember durch die Kreistagspolitiker beschlossen. Das entstandene Planungstool ist online einsehbar. Auf der inzwischen online gegangenen Website www.luedenscheid.adfc.de  ist dieses unter dem Menüpunkt Masterplan MK verlinkt. Als PDF umfasst über 4.000 Seiten (!) für das Kreisgebiet.

ADFC untersucht einzelne lokale Planungspunkte

Der Verein wird sich mit den einzelnen lokalen Planungspunkten auseinandersetzen und der Politik bei Bedarf Änderungsvorschläge vorbringen. Die im Masterplan aufgeführte Änderung der Paulmannshöher Straße mit regem Rettungsverkehr vor dem Klinikum in eine Fahrradstraße lehnt die ADFC-Ortsgruppe zum Beispiel ab. Allgemein sieht man den Radverkehrsplan jedoch positiv. Mit eigener Expertise möchte man an verschiedenen Stellen Erfahrungen aus Radfahrersicht vortragen und Einfluss nehmen.

Eigene Prioritätenliste

Bei der kaum ausgeprägten Infrastruktur für Radler wird die Umsetzung ohne Priorisierung kaum möglich sein. Der Fahrradclub wird eine eigene Prioritätenliste ausarbeiten und bei der Politik konkrete Aussagen zu Realisierungsterminen einfordern. Dazu hat der konstruktive Dialog mit der Politik begonnen. In der vergangenen Woche traf sich Frank Theis als Sprecher der Ortsgruppe mit dem lokalen CDU Abgeordneten und Landtagsmitglied Ralf Schwarzkopf. Erfreut zeigte man sich auch über den Besuch des ÖDP-Ratsmitglieds Claudius Bartsch beim Monatstreffen im Café Kleiner Prinz.

Bereits rund 100 ADFC-Mitglieder

Mittlerweile hat der ADFC rund 100 Mitglieder in Lüdenscheid, von denen sich viele auch wieder an der Critical Mass beteiligen werden. Diese Aktion ist zwar keine Veranstaltung des Vereins, verfolgt aber ähnliche Ziele. Diskutiert wurde auch die in Lüdenscheid häufig praktizierte Beschilderung Fußgängerweg mit Zusatzzeichen 1022-10  „Radfahrer frei“ Dieses Konzept gilt inzwischen als veraltet und wird auch vom ADFC Bundesverband als gefährlich eingeschätzt. Radfahrer dürfen hier nur in Schrittgeschwindigkeit fahren, was das Radeln damit faktisch ungeeignet macht. Eine Benutzungspflicht dieser Wege besteht glücklicherweise nicht.